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Brachyurie (Stummelrute)

Die meisten Hunde haben von Natur aus eine lange Rute. Ist diese verkürzt, dann muss das nicht durch den Menschen geschehen sein (zumal das Kupieren von Ohren und Rute bei Hunden in Deutschland verboten ist, §6 Tierschutzgesetz). Es kann auch an einem Gendefekt liegen.
Die sogenannte Stummelrute kann auf verschiedene Längen verkürzt und zusätzlich noch verkrüppelt sein (etwa als Knick- oder Korkenzieherrute).
Nun hat eine lange Rute durchaus ihren Sinn. Ist sie verkürzt, dann sind Hunde bei manchen Bewegungen eingeschränkt, denn: fehlen Teile der Rute, dann fehlen auch Teile der Wirbelsäule. Außerdem kann eine Stummelrute zu Fehlbildungen von Wirbeln führen. Der Hund kann in seiner Bewegung eingeschränkt sein, er kann gelähmt sein. Auch kann eine Spina bifida vorkommen, eine Verschlusstörung im Bereich der Wirbelsäule.
Zusätzlich ist eine Rute beim Hund nicht nur für seine Bewegung wichtig, ihr Fehlen schränkt das Tier auch in seiner Kommunikation ein. Einem Hund mit sehr kurzer, verkrüppelter oder fehlender Rute fehlt ein wichtiger Teil zur Verständigung mit seinen Artgenossen. Zum Beispiel kann er weniger eindeutig seine „Stimmung“ ausdrücken – man denke nur ans Wedeln oder an die aus Angst unter den Bauch gezogene Rute.
Übrigens betrifft Brachyurie nicht nur Hunde, sondern auch Katzen, Schweine, Rinder, Schafe und Hühner. Gerade bei der Katze, die ihren Schwanz zum Balancehalten beim Laufen und Klettern benutzt, ist ihr Fehlen fatal – auch für ihre Kommunikationsfähigkeit.

Woran erkenne ich die Brachyurie? Scheint eine blöde Frage, aber da der Mensch Hunden ja auch die Ruten „kupiert“, kann eine verkürzte Rute sowohl genetisch als auch vom Menschen gemacht sein. Ein Gentest kann Auskunft geben.

Was kann ich tun? Eine gekürzte Rute ist nicht wieder anzukleben. Also kann man da nichts ändern. Man kann mittels einer Röntgenaufnahme der Wirbelsäule überprüfen, ob dort Fehlbildungen vorliegen.
Auf jeden Fall fällt die Verpaarung zweier Hunde mit Brachyurie unter den Qualzuchtparagraphen des Tierschutzgesetzes (s. u. Wissenschaft). Man sollte die Züchtung von Hunden mit Stummelrute nicht unterstützen und beim Züchter von beiden Elternteilen einen Gentest verlangen.

Betroffene Rassen
Australian Shepherd, Australian Stumpy Tail Cattle Dog, Bobtail (Old English Sheepdog), Cocker Spaniel, Englische Bulldogge, Entlebucher Sennenhund, Französische Bulldogge, Mops, Rottweiler …

Wissenschaft
Der Erbgang bei Brachyurie scheint bei den Rassen unterschiedlich zu sein. Ich habe gefunden, dass er autosomal-dominant oder polygen autosomal rezessiv ist.
Bei der autosomal-dominanten Vererbung ist eine Verpaarung zweier an Brachyurie leidender Hunde verboten. Denn wenn ein Embryo reinerbig (homozygot) von der Stummelrute betroffen ist, dann wirkt dies als sogenannter Letalfaktor. Das bedeutet, die Welpen sterben, wenn man zwei Hunde dieser Rassen mit genetisch bedingter Stummelrute verpaart. Sie sterben während ihrer Embryonalentwicklung, also bereits im Mutterleib.
Fehlt die Rute ganz, dann nennt man das Anurie.
Studien zur Brachyurie habe ich bisher nicht gefunden.

Meine Quellen findet Ihr hier und hier.